- Haimonskinder
- Hai|mons|kin|der 〈Pl.〉1. die vier Kinder des Grafen Haimon (Aymon) von der Dordogne in einer Sage aus der Karolingerzeit2. 〈fig.〉 treue Geschwister, treue Freunde
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Haimonskinder,Sagenzyklus um Karl den Großen und seinen Gegner Reinold von Montalban, der historisch wahrscheinlich auf Ereignisse unter Karl Martell, verbunden mit Legenden über den heiligen Reinold (ermordet um 750) zurückgeht. Der Kampf zwischen den verfeindeten Sippen der Karolinger und der Aymoniden wurde schon vor der Mitte des 12. Jahrhunderts besungen und ging dann um 1200 in die altfranzösischen Geste »Renaut de Montauban« oder »Les quatre fils Aymon« ein. Die vier Söhne des Grafen Aymon de Dordogne (Allard, Renaut, Guiscard und Richard) leben am Hofe Karls, müssen fliehen, nachdem Renaut im Streit Karls Neffen erschlagen hat, werden verfolgt und unterwerfen sich zuletzt dem Kaiser. Renaut unternimmt nach der Versöhnung mit Karl eine Pilgerfahrt ins Heilige Land und stirbt schließlich als Heiliger. Der Stoff wurde in französischen (1493) und niederländischen (1508) Volksbüchern weiterentwickelt; das bekannteste deutsche Volksbuch stammt von 1604 (nach niederländischer Vorlage von P. van Aelst). Wunderbare Elemente, wie der Zauberer Maugis (Malegys) und das Pferd Bayard (mit deren Hilfe sich die Haimonskinder in schwieriger Situation retten können) haben der ursprünglich tragisch endenden Sage große Beliebtheit gesichert, sodass L. Tieck (1796), K. Simrock (1845) und G. Schwab (1859) die Volksbuchversion neu erzählen konnten. - In Spanien und Italien berührt der Stoff den Roland-Komplex in epischer Form (L. Pulci, M. M. Boiardo, L. Ariosto), dramatisiert wurde er durch Lope de Vega (»Las pobrezas de Reynaldos«, um 1604), A. Moreto y Cavana, G. A. Cicognini und C. Goldoni.L. Jordan: Die Sage von den vier H. (1905).
Universal-Lexikon. 2012.